Wusstest du, dass beim Film ca. neun Stunden Arbeit vier Minuten vom fertigen Film ergibt?

Es ist immer so schön, sich am Ende das Ergebnis anzuschauen. Oft denken wir gar nicht daran, was das für eine Arbeit gewesen sein muss.

Genau wie beim Klavier Spielen und bei so vielen anderen Dingen. Du kannst bestimmt ein Lied davon singen.

Und auch dieses Lied will erst mal gelernt sein 😉 .

Es hört sich so schön an und sieht so geschmeidig aus, aber es steckt oft viel harte Arbeit dahinter, wenn jemand gut Klavier spielen kann.

Wenn man so ein Klavier Stück lernt, dann sitzt man erst mal davor und denkt: „Scheiße, das soll ich lernen? Das sieht so schwierig aus!“

Man braucht also erstmal die nötige Motivation, überhaupt anzufangen.

 

1. Motivation

 

Meist kriegen wir es nicht hin, uns ohne einen Lehrer an ein schwierig aussehendes Klavierstück heranzuwagen.

Ein Lehrer hilft uns dabei, immer ein Stück weit über unsere Grenzen zu gehen, so dass wir vorwärts schreiten können.

Ein guter Lehrer fordert uns, er überfordert uns aber nicht.

Als nächstes geht man ganz kleinkariert vor:

 

2. Noten lesen, beide Hände einzeln

 

Zunächst die rechte Hand, dann die linke Hand oder auch andersherum und zwar in ganz kurzen Abschnitten.

Stell dir vor, das Stück ist vier Seiten lang und eine Seite hat 24 Takte. Du liest erst mal nur die ersten vier Takte. Dann die nächsten vier und so weiter.

Jetzt, wo du weißt, welche Tasten du wann zu drücken hast, überlegst du, wann du welchen Finger nimmst. Du probierst verschieden Fingersätze aus, bis du den gefunden hast, der es dir ermöglicht, eine Passage spielen zu können und der trotzdem bequem ist.

 

3. Erster Versuch des Zusammenspiels beider Hände

 

Geht meist komplett schief. Macht aber nix. Einfach nochmal! Eventuell beide Hände einzeln wiederholen, dann wieder zusammen probieren.

 

4. Üben

 

Wenn es mit beiden Händen zusammen einigermaßen funktioniert hat, kann man noch lange nicht das ganze Stück flüssig spielen.

Jetzt heißt es: Üben. Und üben heißt: Wiederholen.

Üben ist im Prinzip nichts anderes als stures Wiederholen. Wiederholen von den vielen einzelnen, kleinen Abschnitten, aus denen das Stück besteht. Immer wieder und immer wieder.

Es gibt Stellen im Stück, die funktionieren dann.

Aber es gibt auch Passagen, da ist es wie verhext. Die wollen einfach nicht funktionieren. Einfach nur wiederholen hilft hier irgendwie nicht.

Verdammt!

Aber zum Glück gibt es da ja ganz spezielle Tricks, sogenannte Übetechniken.

Das bedeutet, dass du die Stellen auch immer wiederholst, aber auf eine bestimmte Art und Weise. Oft leicht verändert als im Original oder auch mal blind.

Auf jeden Fall kriegst du mit den entsprechenden Übetechniken alles hin.

Wenn du die einzelnen Abschnitte deines Stückes geübt hast und natürlich auch schon im Verbund probiert hast, liegt die nächste Hürde darin, das ganze Stück am Stück fehlerfrei spielen zu können.

(So viele „Stücks“ in einem Satz 😀 .)

Das Stück im ganzen immer wieder wiederholen, bis es sitzt.

Zwischendurch stolpert man dabei über viele kleine Stellen, die man eigentlich schon bis zum Erbrechen geübt hat und die trotzdem noch nicht funktionieren.

Also nochmal ran an die kleinen Puzzleteile.

Und jetzt? Du glaubst, das Stück ist schon fertig?

Pustekuchen!

Was fehlt jetzt noch?

 

5. Die Gestaltung

 

Wie kann man Musik gestalten?

Laut, leise, noch lauter, noch leiser. Lauter werden, leiser werden. Schneller werden, langsamer werden. Legato, Staccato, Akzente. Pedal!

Melodie in den Vordergrund treten lassen. Begleitung in den Hintergrund und dennoch darf sie nicht verschwinden.

Es nimmt kein Ende. Die Möglichkeiten der Gestaltung sind immens.

 

Und warum soll das ganze Spaß machen, wenn es doch so harte Arbeit ist?

 

Oh, wenn man es dann spielen kann 🙂 … Dann sind all die Strapazen vergessen! Dann freut man sich einfach nur und spielt locker und geschmeidig die wildesten Tastenkombinationen.

Genau das macht Spaß 🙂 . Zu erleben wie gut die einzelnen Schritte funktionieren und wie einfach es im Grunde ist.

Zu wissen: „Hey, ich kann jedes Stück lernen, das ich will. Das eine früher, das andere später, aber ich schaffe es.“

Und diese Freiheit zu haben, ein Stück erlernen zu können und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben, das ist es, was so glücklich macht und was bewirkt, dass man Spaß nicht nur am Klavier Spielen, sondern auch am Klavier Üben hat.

Was auch noch großen Spaß macht, ist die Gestaltung. Da kann man der Musik mit seinen Gefühlen Ausdruck verleihen.

 

Zum Schluss habe ich ein… nein zwei Videos für euch

 

Das ist Franzi. Sie hat genau diese Schritte durchlaufen, um die 4 Tänze von Joseph Haydn genau so schön spielen zu können, wie sie sie jetzt spielt.

Und es kommt sogar noch eine weitere Schwierigkeit hinzu: Wir spielen vierhändig.

Das bedeutet, es muss auch noch zusammen geprobt werden und stimmig sein. Es macht ja wenig Sinn, wenn Franzi schon in Takt 8 ist, ich aber erst in Takt 4, oder? Oder wenn nur Franzi irgendwo ein ritardando macht, ich aber nicht. Falls du den Begriff ritardando nicht kennst: Es bedeutet, langsamer werden.

Für dieses Video hatten wir vier Stunden Arbeit für drei Minuten Film.

Hinzu kommt das monatelange Klavier Üben, um überhaupt das Stück spielen zu können.

Also Monate harte Arbeit für drei Minuten Video?

Es gibt noch ein zweites Video mit den besten Outtakes der Aufnahme. Allein dieses Video ist schon länger als das eigentliche xD . Wie du sehen kannst, hatten wir so viel Spaß 🙂 . Und den hast du garantiert auch gleich beim Anschauen 😉 :

Kennst du noch mehr Schritte zum Erlernen eines Klavierstücks?

Kennst du noch mehr Gründe, warum die „harte Arbeit“ des Klavier Spielen Lernens Spaß macht?

Für deinen Erfolg beim Klavier Spielen,
deine Inga